Von 10 bis 19 Oktober 2019 waren der Tobi und ich in Annot um uns im Tradeklettern zu versuchen. Tradeklettern ist in Europa nicht so verbreitet, die Heimat dieses Kletterstils ist USA. Aber Enthusiasten haben in Annot (ca. 1,5 Stunden von Nizza / Frankreich) ein kleines, feines Gebiet für dieses Spielart des Klettern erhalten.

9 Stunden dauert die Fahrt von München nach Annot. Genügend Zeit zum Ratschen, Kletterführer stöbern, Arsch platt sitzen und Spannung aufbauen für die nächsten Tage. Wie schon gesagt, Tradeklettern ist in Europa nicht verbreitet und für uns Bohrhacken Junkies eine neue Herausforderung. Ab und an muss man mal die Komfortzone verlassen.

Der Ort ist kuschlig, klein und übersichtlich. Das nötigste ist vorhanden. In der Bar „Café du Commerce“ gibt es leckeren Kaffee bevor es zum Felsen geht und danach einen Cognac zur Belohnung (eingeschenkt wird bis man abwinkt und das Ganze dann für 3.- €). Supermarkt, Pizzeria, typisch französisches Restaurant, … sind auch ansässig und alles fussläufig vom Campingplatz zu erreichen.

Das „Café du Commerce“ im Zentrum von Annot ist der Treffpunkt.

Auch die Kletterfelsen erreicht man gut ohne Auto. Wie immer am ersten Tag war erstmal Orientierung bekommen und die Annäherung ans Tradeklettern angesagt. Die schwerste Tour war eine 6a+ Namens “ ???“ und 25 Meter lang.

Ein Haufen Friends und anderes Zeug braucht es.
Und so schaut es dann am Klettergurt aus.
Jo Part À Cètamol / 6a+

Es hat sich dann recht schnell eine gewisse Routine eingestellt. So gegen 10:00 Uhr zum Fels, Route aussuchen, beratschlagen was man alles an Absicherungsmaterial braucht (wir hatten immer zuviel am Gurt, aber sicher ist sicher), Klettern und zur nächsten Route. Wobei der Unterschied zum Bohrhacken klettern schon enorm ist. Üblicherweise mach wir an einem Klettertag so um die acht Routen, hier kommen wir nicht über vier hinaus. Das Legen der Friends und wieder alles abbauen (wir sind immer in saubere Routen eingestiegen) dauert eben. Ich schätze effektiv sind wir an den Tagen genau solange geklettert, nur eben in weniger Routen.

Nach drei Klettertagen war Regen und damit ein Pausentag angesagt. Da es ausgiebig geregnet hat und man an nassen Sandstein nicht klettern soll sind wir nach Verdon in den Kalk ausgewichen. Obwohl wir im Kalk am häufigsten klettern hat auch das Gebiet einen Abenteuercharakter. Man seilt nämlich in die Schlucht ab und klettert dann wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Blick in die Verdonschlucht
Impressionen aus der Tour.
Tobi und ich

Nachdem der Sandstein wieder abgetrocknet war ging es wieder dahin zurück und es hat sich wieder die Routine eingestellt. Die mit Abstand beste von uns gekletterte Tour war „ZICK/ZACK. Ein Traum von Fels, sehr gut zum Absichern und anhaltender Klettergenuss über 35 Meter.

Ich beim Klettern in der Route “ ZICK/ZACK“

Die Klettertrip hat voll getaugt. Wie haben ausschließlich nette und hilfsbereite Menschen getroffen. Dank Tobi’s französisch Kenntnisse konnten wir uns auch ganz gut mit ihnen austauschen. Beim Tradeklettern setzt man sich noch intensiver mit dem Felsen auseinander und konsumiert nicht nur Meter wie beim Sportlettern mit Bohrhacken.